Das Schwein in der Kunst

Das Schwein zeichnet sich durch eine beachtliche evokative Komplexität aus, die in der unerschöpflichen Verflechtung zwischen mythischem Universum, traditionellem Wissen und antiker Wissenschaft, zwischen Zivilisation und Wildnis, zwischen Kultur und Natur begründet ist.

Das Schwein, zwischen sakral und profan

In der allgemeinen Vorstellung wurde das Schwein immer sehr gegensätzlich interpretiert: Auf der einen Seite wird es oft verschmäht, gilt als Symbol und Metapher für Niederträchtigkeit und Bestialität, auf der anderen fügt es sich vollwertig in die sakrale Welt als Opfergabe oder als Wohltäter ein.
Diese zweite Interpretation findet Bestätigung in einer antiken Legende, nach der es der Heilige Antonius war, der mit Hilfe eines „listigen“ Schweinchens den Menschen auf der Erde das Feuer direkt aus der Hölle brachte.

Am Höllentor angekommen klopft der Heilige Antonius und bittet, eintreten zu dürfen. Doch die Teufel kennen ihn und wollen ihm nicht öffnen. Dem Schwein, das ihn begleitet, gelingt es aber, sich durch einen Spalt im Tor zu zwängen und so ins Innere zu gelangen, wo es alles auf den Kopf stellt. Da es den Teufeln nicht gelingt, das Tier einzufangen, sehen sie sich gezwungen, dem Heiligen Antonius Einlass in die Hölle zu gewähren. Dieser zeigt sich daraufhin nicht weniger lästig als das Schwein, denn er setzt den Teufeln mit seinem Stock zu und lässt sie darüber stolpern. Erzürnt nehmen die Dämonen ihm den Stock weg und stecken ihn zum Verbrennen mit der Spitze in die höllische Glut. Im gleichen Augenblick beginnt das Schwein wieder alles durcheinander zu werfen und der Heilige Antonius fordert seinen Stock zurück, nur dann will er es beruhigen. Die Teufel willigen ein und bemerken nicht die List, der sie gerade erlegen sind: ein Funken ist ins Innere des Stocks eingedrungen und glimmt in ihm weiter, ohne dass man von außen etwas bemerkt. Kaum ist der Heilige wieder oben auf der Welt, erhebt er seinen Stock mit der feurigen Spitze und verteilt zur großen Freude aller Menschen das Feuer auf der Erde.

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Das Schwein, vom Wald in den Stall

Schweineherden, die zuweilen einige Dutzend und manchmal Hunderte von Tieren umfassten, streiften im Frühmittelalter durch die Wälder. Angeführt wurde sie entweder vom Schweinehirt oder vom Oberhaupt der Herde, dem ranghöchsten Eber.
Die Schweinezucht in freier Wildbahn nahm zu jener Zeit eine so wichtige Rolle in der Wirtschaft und im Leben der Menschen ein, dass die Wälder buchstäblich in Schweinen gemessen wurden: So wurde ihre Fläche nach der Anzahl von Schweinen bestimmt, die darin gezüchtet werden konnten.
Etwa ab dem Jahr 1200 verließ das Schwein die Wälder, hielt Einzug in die Ställe und wurde so vom Wild- zum Haustier.
Die Zucht in den Wäldern verschwand nach und nach, während in einzelnen Agrarbetrieben dauerhafte Schweineställe entstanden.
Die Schweine ernährten sich weiterhin von Eicheln, die sie sich jedoch nicht mehr selbstständig unter den Pflanzen suchen mussten, sondern die ihnen auf dem Gut vom Bauer bereitgestellt wurden.

Die Aufteilung des Schweins

Im Mittelalter erfolgte das Schlachten des Schweins im Spätherbst, nach dem Weiden in den Wäldern, in den Monaten November und Dezember.
In der mittelalterlichen epischen Literatur erfolgte die Aufteilung der Hauptbestandteile des Schweins (Keule, Steaks, Kopf usw.) unter Einhaltung gesellschaftlicher Hierarchien: zuerst der König und die Königin, dann das Gefolge und schließlich die Allgemeinheit.
Die Zuteilung der edlen Teile des Schweins, insbesondere der Keule, wurde nicht selten zum Streitgegenstand und löste gar Duelle und ganze Kriege aus.

Schwein und tägliches Leben

Schweine sind Teil des täglichen Lebens; sie sind Mitstreiter und verbreiten vor allem jede Menge Fröhlichkeit.
Auf der feuchten und duftenden Erde, aber auch im Haus trippeln, rennen, spielen und wälzen sich viele, unzählige Schweine.
In der Küche der Reichen schwankt das Schicksal des Schweins zwischen Vorurteilen, Verschmähung und überschwänglicher Zuneigung mit triumphalen Lobreden.
In der Küche oder besser gesagt im Haus des Bauern ist das Schwein hingegen ein Symbol für Reichtum, sowohl in Zeiten des Überflusses als auch bei Not und Hunger.